In der Potsdamer Allee 73 wird alles für das Flüchtlingsheim vorbereitet
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Potsdamer Allee: Wohnbau verhindert – Flüchtlingsheim geplant

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Eigentlich hatte der Investor ja geplant, auf seinem Grundstück in der Potsdamer Allee/Parkallee neben den Upstallwiesen in Stahnsdorf fünf Mehrfamilienhäuser zu bauen. Da hier einst Lego schon Baurecht hatte, schienen die Chancen gut dafür zu stehen – doch das Unternehmen Karpowitz Immobilien und Projektentwicklung hatte die Rechnung ohne die Stahnsdorfer gemacht. Eine Bürgerinitiative bildete sich, der Bürgermeister schloss sich dieser – als Privatperson, wie er betonte – an und schließlich kippte auch die Gemeindevertretung.

Das Investoren-Areal Potsdamer Allee/Parkallee in Stahnsdorf nach den Fällungen 2021, Foto: Gemeinde Stahnsdorf

In der Folge eskalierte die Situation, die Fronten verhärteten sich von Runde zu Runde: Die Grundstückseigentümer holzten großflächig ab und deklarierten die Arbeiten als Baumpflege, die bis zu einem gewissen Maße zulässig ist. Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger) erhielt den Auftrag, mit dem Investor einen Weg zu finden und die Wünsche der Gemeindevertretung durchzusetzen, was jedoch nur schleppend vonstatten ging.

360 Plätze für Geflüchtete, Wachschutz und Zaun

Jetzt wurde also die nächste Stufe gezündet: Im Hauptausschuss wurde ein Bauantrag des Investors diskutiert, in dem es um “die Errichtung eines Flüchtlingsheimes in Containerbauweise (drei baugleiche Containerbauten, Büros der Sozialarbeiter mit Krankenstation und Wachschutz), Einfriedung” auf dem Grundstück in der Potsdamer Allee 73 geht. Laut Bauantrag sollen 180 Zimmer mit je zwei Betten in drei zweigeschossigen Containern realisiert werden, also 360 neue Plätze errichtet werden. Dazu kommen dann noch das Büro, der Wachschutzcontainer und ein 1,80 Meter hoher Zaun.

Aus Fristgründen musste bereits im Hauptausschuss vorige Woche darüber entschieden werden, ob die Gemeinde das Einvernehmen erteilt oder nicht – bei der Unterbringung von Geflüchteten haben Kommunen dazu nur einen Monat Zeit, sonst gilt die Zustimmung als gegeben.

Verwaltung empfiehlt Ablehnung

Wenig überraschend empfahl die Verwaltung, das Einvernehmen zu verweigern, und lieferte als Argumente unter anderem das fehlende Stellplatzkonzept. So wären nach der Stahnsdorfer Satzung 180 Stellplätze nötig, auf den Plänen seien aber nur fünf vorgesehen. Die Zahl der vorgesehenen Fahrradabstellplätze sei ebenso nicht feststellbar. Auch würde die Realisierung des Vorhabens nicht im unmittelbaren räumlichen Zusammenhang zu den bebauten Flächen innerhalb des Siedlungsbereiches erfolgen. Schließlich sei im Bauantrag ist kein aussagefähiger amtlicher Lageplan mit Eintragung der Grundstückzufahrt vorhanden, sodass der Nachweis der gesicherten Erschließung nicht erbracht sei.

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Zudem möchte die Gemeinde in ihrer Stellungnahme darauf hinweisen, dass die Gemeindevertretung Ende Februar über eine Veränderungssperre für das Areal entscheiden wird. 

Demo gegen das mögliche Flüchtlingsheim

Die Mitglieder des Hauptausschusses schlossen sich der Empfehlung der Verwaltung an und lehnten das Einvernehmen einstimmig ab.

Stahnsdorf hat bereits zwei Übergangswohnheime in der Ruhlsdorfer Straße, in dem 160 und 137 Plätze zur Verfügung stehen. In Teltow gibt es ebenfalls zwei Heime, eines in der Oderstraße mit 150 Plätzen und eines in der Potsdamer Straße mit190 Plätzen. 40 Plätze stehen außerdem ukrainischen Geflüchteten am Schwarzen Weg in Kleinmachnow zur Verfügung.

Das ist genug, sagt der ehemalige Gemeindevertreter Christian Kümpel, der nach einem Rundgang durch verschiedene Fraktionen jetzt wieder bei der AfD gelandet ist, zumindest als sachkundiger Einwohner. Er hat für den 3. Februar eine Demonstration am Dorfplatz gegen das Vorhaben angekündigt.

Fotos: Konstanze Kobel-Höller (Titel), Gemeinde Stahnsdorf (Archiv)