Steffi Pietzner,Feuerwehr Stahnsdorf
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Steffi Pietzner: Feuerwehrchefin

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Als Steffi Pietzner (37) mit zwölf Jahren in der Jugendfeuerwehr Stahnsdorf anfing, hatte sie ein Ziel: „Meine Mutter war Bürgermeisterin in Sputendorf, unsere Feuerwehr war aber geschlossen. Und da war der Gedanke: ,Wenn ich groß bin, helfe ich ihr und öffne die Feuerwehr wieder.’“ Tatsächlich hat sie nicht nur dieses Ziel erreicht, sondern ist auch die erste und bisher einzige Gemeindewehrführerin im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Zudem macht sie derzeit die Ausbildung zur Berufsfeuerwehrfrau.

Als Frau unter Männern

Die einzige Frau in der Runde zu sein, das ist Steffi Pietzner als Feuerwehrfrau gewohnt. Schon als sie in der Jugendfeuerwehr begann, war sie das einzige Mädchen. Immer wieder schnupperten welche rein, dabei blieb aber nur sie. Warum? „Ich habe viel ausprobiert. Aber für die Gitarre war ich zu untalentiert, beim Handball ist der Spielbetrieb weggebrochen, Religionsunterricht war nicht meins – und die Jugendfeuerwehr hatte sogar ein Abholservice aus den Dörfern.“ 

Ich war schon immer ein kleiner Bengel, habe lieber mit Matsch gespielt, als den Puppenwagen durch die Gegend zu schieben.

Es sei ein spannendes, abwechslungsreiches Hobby gewesen, bei dem man etwas fürs Leben gelernt hat, resümiert die Sputendorferin. In der Jungs-Truppe habe sie sich immer sehr wohl gefühlt. „Ich war schon immer ein kleiner Bengel, habe lieber mit Matsch gespielt, als den Puppenwagen durch die Gegend zu schieben.

Immer habe sie sich fair behandelt gefühlt. „Es wurde erwartet, dass man genau so viel leistet wie die Jungs – aber ob einen das mehr anstrengte, stand nicht zur Debatte.“ Mehr Leistung habe sie aber nicht zeigen müssen, weil sie ein Mädchen war – aber: „Der Antrieb, mehr zu schaffen, war schon da.“

Von der Jugendfeuerwehr zur Chefin

Zum Wechsel in die aktive Abteilung ging es von Stahnsdorf zur neuen Feuerwehr nach Schenkenhorst, wo sie sich gut aufgenommen fühlte. Es folgten die Grundausbildung, später die Position als stellvertretende Ortswehrführerin, irgendwann als Ortswehrführerin für Schenkenhorst. Pietzner erinnert sich daran, dass es organisatorische Probleme mit sich brachte, als es plötzlich eine Frau unter den Kameraden gab. So wurde ein kleiner Anbau nötig, eineinhalb Quadratmeter, mit Dusche und WC – wegen der Geschlechtertrennung.

Generell war die Schenkenhorster Feuerwehr nicht gut ausgerüstet, erst 2014 wurde ein Fahrzeug angeschafft, das auch Wasser führen konnte. Da der Abstellplatz dafür fehlte, musste es am Gutshof Sputendorf geparkt werden. 2016 durfte Pietzner – damals schon seit zwei Jahren stellvertretende Gemeindewehrführerin – in Anwesenheit ihrer Mutter den Neubau der Feuerwehr Schenkenhorst/Sputendorf eröffnen, bereits drei Jahre zuvor hatte sie auch eine Kinder- und Jugendabteilung ins Leben gerufen. „Die kleine Ortswehr musste sich schon immer beweisen“, so die heutige Gemeindewehrführerin. Oft sei im Gespräch gewesen, sie aufzugeben, etwa wegen zu weniger Kameraden. „Aber jetzt ist sie gar nicht mehr wegzudenken“, ist sie stolz.

Feuerwehr als Ablenkung

2016 habe für die Krankenschwester festgestanden, dass sie nicht mehr so aktiv in der Pflege sein wollte, sagt sie. „Wegen der gesundheitspolitischen Lage“, wie sie kurz anreißt. Dann sei sie selbst „ein bisschen krank gewesen“ – wegen eines Tumors war sie ein Jahr lang nicht arbeitsfähig. „Es war Zeit, dass sich etwas ändert.“ Die Feuerwehr hat sie in dieser Zeit abgelenkt – und den Weg in die Zukunft gerichtet.

Der Wechsel zur Gemeindewehrführerin war holprig. Im Februar 2019 wurde Pietzner dazu zwar feierlich ernannt, doch nach zwei Jahren stellte sich heraus, dass im Vertrag lediglich eine zweijährige Probezeit statt der sonst üblichen sechsjährigen Dienstzeit als Ehrenbeamtin festgelegt war. Nach heftiger Diskussionen in der Gemeindevertretung wurde sie schließlich Anfang November 2021 erneut in das Amt gewählt – diesmal für die vollen sechs Jahre.

Neuerungen für die Feuerwehr

Zunächst erstellte sie ein Fahrzeug-Konzept, um einen Überblick zu bekommen. Dabei stellte sich rasch heraus: Die Drehleiter steuerte auf ihr 30-jähriges Jubiläum zu und musste ersetzt werden. 2020 beantragt, steht der ganze Stolz der Kameradinnen und Kameraden jetzt seit Mitte Mai auf dem Hof der Wache und wartet darauf, in Dienst genommen zu werden. 30 Meter ist sie lang und damit geeignet für Gebäude, die als zweiten Rettungsweg eine Drehleiter angegeben haben. Die Hälfte der Kosten in Höhe von etwas mehr als 570.000 Euro werden dabei über Fördermittel finanziert.

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Auch ist Pietzner jene Gemeindewehrführerin Stahnsdorfs, unter der die rund zehn Jahre lange Diskussion um den Standort der neuen Wache ein Ende fand. Eineinhalb Jahre lang war sie alle 14 Tage bei Planungsbesprechungen, bei denen sie auch ihre Erfahrungen aus dem Bau in Schenkenhorst einfließen lassen konnte, immer wieder gab es Gespräche mit Gemeindevertretern.

„Ich habe alle Ritzen eigenhändig zubetoniert“, erzählt Pietzner.

Seitdem hat Pietzner ein neues Bekleidungskonzept, damit am Einsatzort verschmutzte Kleidung direkt abgelegt werden kann, den Gefahrenabwehrbedarfsplan oder ein Ausbildungskonzept erstellt. Außerdem hat sie die Anschaffung dünnerer Uniformen für technische Hilfeleistungen, neuer Ausrüstungsgegenstände, durch die Stahnsdorf besser für Waldbrände ausgestattet ist und neuer Fahrzeuge – ein Gerätewagen, Logistik um 150.000 Euro, ein Mannschaftsbus sowie ein Kommandowagen –, durchgesetzt. Doch auch scheinbar Banales gehörte zu ihren Aufgaben, wie etwa ein dreitägiger Waschtag, an dem die Wache von allen Einsätzen abgemeldet war, weil die Mäuseplage zu groß wurde. „Ich habe alle Ritzen eigenhändig zubetoniert“, erzählt Pietzner.

Foto: Konstanze Kobel-Höller