“Wir Vier” wollen Teil der “Freien Wähler” werden
Die Wählergemeinschaft „Wir Vier“, die in allen drei Stahnsdorfer Ortsteilen die Ortsbürgermeister stellt, denkt darüber nach, sich der Gruppierung „BVB/ Freie Wähler“ anzuschließen. Damit erhofft man sich mehr Einfluss auf Landesebene – gerade auch hinsichtlich des möglicherweise bei Sputendorf geplanten ICE-Werkes. Damit wäre neben „Bürger für Bürger“, denen auch Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers angehört, eine zweite Wählergemeinschaft der Gemeinde Mitglied bei BVB/ Freie Wähler.
„Was mich daran interessiert, ist, dass man so kleine Gruppierungen bündeln kann“, sagt Rolf-Denis Kupsch, Ortsvorsteher von Sputendorf. „Und, dass man mehr Einfluss auch auf die Landespolitik hat.“ Das sei zum Beispiel hinsichtlich des Themas ICE-Werk in den Rieselfeldern wichtig. Da gebe es zu wenig Mitbestimmung der Bürger. „Ich hoffe, dass man da dann mehr mitreden kann.“
Kupsch legt Wert darauf, dass sich für die Wähler von „Wir Vier“ nichts ändert: Péter Vida, seit 2013 Landesvorsitzender von BVB/Freie Wähler, habe ihm versichert, dass die Eigenständigkeit bestehen bleibe. „Die Bürgerinnen und Bürger können auch erwarten, dass ich auch anders stimme und andere Meinungen vertrete“, so Kupsch.
Aber er habe sich bei den Freien Wählern davon berührt gefühlt, dass mehr Demokratie und Volksentscheide gewünscht sind, mehr Entscheidungen auf breiter Basis. „Das sollte ruhig gewagt werden, von der Bevölkerung öfter ein Stimmungsbild einzufangen, die Dörfer zu stärken“, sagt er. Daher sei er gegen einen Zusammenschluss der Kommunen Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf. „Wir brauchen anfassbare Gremien.“
„Wir Vier“ ist in den drei Stahnsdorfer Ortsteilen extrem stark: In Sputendorf traten bei der Kommunalwahl 2019 nur Kandidaten dieser Wählergemeinschaft an, bei einer Wahlbeteiligung von 69,5 Prozent (479 Wahlberechtigte) gingen 100 Prozent der Stimmen an „Wir Vier“. In Schenkenhorst (403 Wahlberechtigte, 71,7 Prozent Beteiligung) erhielt die Wählergruppierung 82,1 Prozent der Stimmen und die ersten zwei Plätze im Ortsbeirat, mit Sven Püstow an der Spitze, und in Güterfelde (1748 Wahlberechtigte, 66,5 Prozent Beteiligung) gab es immerhin 49,3 Prozent und damit den Vorsteherposten für „Wir Vier“, der jetzt von Dietrich Huckshold ausgefüllt wird, mit der CDU auf Platz zwei, den Linken auf Platz drei und der SPD auf dem vierten Platz.
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Bevor die endgültige Entscheidung getroffen wird, gibt es eine Anhängerversammlung. Ein paar Dinge müssen laut Kupsch gegenüber den Güterfelder, Sputendorfer und Schenkenhorster Bürgern noch klargestellt werden. Zudem gibt es Befürchtungen, der Schritt könnte mit dem Bürgermeisterwahlkampf zusammenhängen und zum Ziel haben, Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers einen breiteren Wählerkreis zu verschaffen: Seine Wählergemeinschaft „Bürger für Bürger“ ist ebenfalls bei BVB/Freie Wähler. Tatsächlich hat es auch schon Gespräche zwischen „Wir Vier“ und BfB gegeben – auf Wunsch Vidas hin, um abzuklären, ob das ältere Mitglied mit dem Antrag einverstanden ist.
Keinesfalls gehe es darum, Albers Wahlkampf zu unterstützen, so Kupsch, das werde er bei der Versammlung auch ganz deutlich sagen. „Wir möchten die Unterschiede zu ,Bürger für Bürger’ behalten. ,Wir Vier’ bleibt eine ganz starke Organisation, eigenständig in der Meinung und im Profil.“ Die Anhängerschaft sei damit nicht aufgefordert, Albers zu wählen, stellt Kupsch klar. „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.“
Die Entscheidung, ob der Schritt gegangen wird, fällt dann demokratisch: Die Wählerinnen und Wähler sollen bestimmen, so Kupsch. Das Anhängertreffen ist für den 6. Juni um 19 Uhr im Bürgerhaus Sputendorf geplant.
Foto: Rolf-Denis Kupsch